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Vors. Vogel: Wie alt waren Sie da?

Kneese: Meine erste Flucht habe ich ungefähr 1962 gemacht, insofern in der Zeit des Aufbaus. Da hatten wir die Stacheldrahtzäune noch nicht; die bauten wir uns erst später, damit wir uns schließlich selbst einsperrten.

Diese beiden Kollegen, die mit mir fliehen wollten, haben es unterlassen, weil sie befürchteten, daß sie diese Flucht eventuell nicht positiv beenden könnten, und sind dort geblieben. Als heraus kam, daß sie diese Flucht mit mir geplant hatten, wurden sie trotzdem dafür bestraft und mußten mit mir zusammen über mehrere Monate härteste Strafarbeit leisten.

Daß es einen Teil dieser Gruppe gibt, die im auswärtigen Dienst tätig ist, kann ich mir nur dadurch erklären, daß es einen festen Kern von Leuten dieser Sekte gibt, die von Herrn Schäfer dermaßen instrumentalisiert worden sind, daß sie tatsächlich glauben - so ähnlich, wie auch Herr Baar jahrelang in Deutschland -, für eine wirklich gute Sache zu arbeiten. Tatsache ist auch, daß Herr Schäfer es immer wieder geschafft hat, die Geheimniskrämerei um gewisse Vorgänge in der Siedlung so perfekt zu gestalten, daß über Schläge, besondere Behandlung oder besondere Maßnahmen nicht alle Mitglieder einbezogen wurden, denn aus dem Psychogramm von Schäfer geht hervor, daß er seine Entscheidungen ohne Beratung anderer getroffen hatte und auch noch trifft, so daß es gar nicht notwendig war, die anderen von seinen Vorhaben und Befehlen zu unterrichten. Wir sehen ja auch allein an der Tatsache, daß Herr Hopp, der sich meines Erachtens in vielen Dingen eigentlich vor einem Staatsanwalt zu verantworten hat, hier frei durch das Land ziehen kann - -

Vors. Vogel: Herr Kneese, bitte die gleiche Zurückhaltung.