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nach Hause fahren und es andere nicht können, dann ist das ein Zustand, mit dem ich nicht konform gehe, ich bleibe hier. Ich habe Freude an meiner Arbeit, ich bin zufrieden. Ich bin mit dem Urteil der Familie Reuscher gegenüber zurückgekommen, daß die Tochter eine gute Entscheidung getroffen hat.

Gemballa: Mein Name ist Gero Gemballa. Ich bin freier Fernsehjournalist und habe im August 1987 den ersten Fernsehbeitrag für den Westdeutschen Fundfunk über die Colonia Dignidad gemacht, habe danach in Zusammenarbeit mit Kai Hermann vom "Stern“ mehrere Beiträge geschrieben und auch mehrere Fernsehbeiträge gemacht. Bei dieser Gelegenheit bei meinem Besuch in Chile habe ich Herrn Hopp kennengelernt, allerdings unter recht eigentümlichen Umständen. Ich habe diese Bilder von dem 2,20 Meter hohen Stacheldrahtzaun gemacht, der angeblich nur die Maisfelder vor den Tieren schützt. Ich habe mit einem Mietwagen - nicht mit einem Flugzeug - das Gelände der Colonia Dignidad befahren und habe mich am Empfangshaus bemüht, mit Herrn Hopp in Kontakt zu treten. Als ich dort gefilmt habe, hat sich die Tür geöffnet und der totgeglaubte und totgesagte Paul Schäfer ist herausgetreten. Auch Gerhard Mücke, der Leibwächter, und Herr Hopp und mehrere junge Männer sind herausgetreten, die sich mir namentlich nicht vorgestellt haben. Herr Hopp hat sich mir damals nicht vorgestellt, auch Herr Schäfer hat sich mir damals nicht vorgestellt. Herr Schäfer war allerdings sehr leicht zu identifizieren, weil er ein Glasauge hat. Das hat zur ersten Verhaftung meines Lebens geführt. Darüber wurde bei der Polizeistation in Parral ein Protokoll angelegt. Das hat der Herr Dr. Hopp genauso unterschrieben wie Gerhard Mücke. Das habe ich unterschrieben, und das hat auch die sogenannte unabhängige Dolmetscherin, Frau Anna de Fuentes, unterschrieben, die sich nachher als die Gattin des Vorsitzenden des Freundeskreises Colonia Dignidad, Parral, herausgestellt hat.

Ich möchte aber ganz deutlich machen, daß das viel eindringlicher ist, was die Herrschaften sagen, die aus der Colonia geflüchtet sind. Man muß den Mut, den sie haben,