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da meine Unterlagen nach meiner Ausweisung von dort in Chile geblieben sind.
Ich habe diesen Besuch dort angekündigt. Ich wurde dann auch formell eingeladen, wurde am Eingangstor von Frau Schmidt empfangen. Sie war denn auch die einzige Person, die ich dort im Verlauf eines knappen Tages gesprochen habe. Frau Schmidt ist die Ehefrau des Vorsitzenden des Direktoriums oder Verwaltungsrates dieser Organisation.

Sie führte mich in das Gästehaus, bewirtete mich vorzüglich mit Kaffee und Kuchen und legte mir das Gästebuch vor, in das ich in der Tat diese Eintragung gemacht habe. Sie erzählte mir über die Geschichte der Colonia Dignidad. Mir war über diese Kolonie wenig bekannt. Mir war vor allen Dingen der ganze Vorgang Wolfgang Müller nicht bekannt gewesen - zu diesem Zeitpunkt meines Besuches, betone ich ausdrücklich. Ich müßte vielleicht hinzufügen, daß ich in dieser ersten Zeit ein halbes Jahr in Buenos Aires zu Sprachstudien gewesen bin und mich gar nicht in dem Bereich meiner eigenen Gemeinde aufgehalten habe.

Ich habe diese Eintragung in das Gästebuch gemacht, so wie sie da ist. Ich habe damals nicht gewußt, welche Verbreitung sie finden würde und daß sich vor allen Dingen die Staatskanzlei der bayerischen Landesregierung zur Aufgabe setzen würde, diese Eintragung qua Faksimile in vielfacher Weise zu verbreiten.

Ich kam da etwa so gegen 10 Uhr an. Gegen 12 Uhr sagte sie: Sie schauen sich am besten einmal unser Siedlungsgebiet mit an. Sie sagte mir vorher: Die jungen Leute sind jetzt alle draußen. Wir gingen dann so gegen 12 Uhr los. Dann sagte sie mir: Die jungen Leute sind jetzt alle zum Mittagessen gegangen und führte mich dann über das Gelände durch einige Werkstätten, durch das Krankenhaus, wo eine oder zwei Krankenschwestern waren. Sie waren die einzigen Personen, die ich da näher kennenlernte, also so, daß Sprachkontakt möglich gewesen wäre. Wir gingen noch auf einen Hügel. Von oben erklärte sie mir alles.