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Vors. Vogel: Ich habe wirklich die Bitte, daß Sie jetzt zum Schluß kommen.
Dr. Hopp: Damit werde ich meinen Vortrag schließen.
Vors. Vogel: Sie überreichen uns das, bitte?
Dr. Hopp: Ja.

Vors. Vogel: Dann darf ich als nächsten Herrn Bohnau bitten. Der Name ist hier schon einmal gefallen. Wenn Sie bitte berichten.

Bohnau: Ich stelle mich erst einmal kurz vor. Mein Name ist Günter Bohnau. Ich bin 53 Jahre alt, bin seit 26 Jahren verheiratet und habe zwei Söhne.

Meine Eltern sowie drei Geschwister leben mit ca. 13 Kindern seit 1961, 1962 und 1963 in der Colonia Dignidad. Da Herr Hugo Baar meinen Angehörigen einredete, daß Deutschland durch einen Krieg vernichtet würde, wanderten sie aus Angst nach Chile. aus, weil sie ihm blind vertrauten. Er versprach ihnen dann ein Paradies auf Erden. Dadurch zerstörte er unsere ganze Familie, die bis zu diesem Zeitpunkt immer fest zusammengehalten hatte. Seither bekam ich keine Möglichkeit mehr, meine Angehörigen zu sehen. Ein Besuch oder ein Treffen wurde immer wieder abgelehnt. Sollte ich das Gelände Colonia Dignidad betreten, so drohte man mir, mich wegen Hausfriedensbruchs anzuklagen. Nach drei schriftlichen Hilferufen meines Vaters im Jahre 1968 habe ich beim Auswärtigen Amt einen Rückführungsantrag gestellt, welcher unbeantwortet blieb.

Einen ersten Brief meines Vaters vom August 1968 möchte ich Ihnen im Original vorlesen:

Lieber Günter und liebe Gerda, ich will Euch kurz ein paar Zeilen schreiben, wir haben Euch mit Familie Weris aus österreich einen Brief mitgegeben, weiß aber nicht, ob sie ihn Euch abgeschickt haben.

Uns geht es hier sehr schlecht, wir werden hier sehr schlecht behandelt. Die Kinder werden auch furchtbar geschlagen, und wem da. nicht paßt und hier nicht bleiben will, wird hier bewacht. Die