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Daraufhin sagt Schäfer - jetzt bitte ich um Entschuldigung, aber es ist wörtliche Rede -: "Dieses Weibstück frißt, was sie geschissen hat.“ - Das hat er mir vor den versammelten Leuten gesagt. Jedes Wort, das ich sagen wollte, war Verteidigung. Ein Mädchen hat gesagt, ich hätte Günstlingswirtschaft getrieben unter den Mädchen und die Mädchen seien von Schäfer dazu erzogen, alle gleich zu sein. Es handelt sich wieder um Ulrike Misselwitz, die mit 20 Jahren Bettnässer war und mir klagte, daß sie in der Nacht friert. Ich dachte, vielleicht sei es die Kälte, die sie dazu bringt. Sie wurde dafür geschlagen und gestraft.

Die Mädchen schliefen zu der Zeit alle auf schmalen, alten Feldbetten mit Strohsäcken. So haben die alle geschlafen.

Ich habe dann nachts gesessen und von selbstgesponnener Schafwolle dem Mädchen ein Paar Bettschuhe gestrickt. Ich habe sie ein bißchen nett gemacht, mit Muster usw. Ich habe ihr die geschenkt, und zwar vor allen anderen Mädchen. Ich habe gesagt: Ulrike hat gesundheitliche Probleme; daher soll sie diese Bettschuhe bekommen und in der Nacht tragen.

Das brachte das Mädchen öffentlich, vor allen Menschen, vor und sagte: Die hat Günstlingswirtschaft getrieben; sie hat mir Bettschuhe gemacht und die anderen hatten das nicht, die schliefen so. Und sie hat gesagt: Die hat mir ein größeres Oberbett besorgt. - Ich hatte beantragt, daß das Mädchen ein etwas größeres Bett bekommt.

Stellv. Vors. Dr. Schmude: Entschuldigen Sie, Frau Packmor, wir können sehr verstehen, daß Sie uns das berichten. Es ist auch alles sehr wichtig. Aber - -

Frau Packmor: Ich sage noch einen Satz dazu; ich mache gleich Schluß. Ich wurde nach dieser ganzen Sache verurteilt, in den Hühnerstall zu gehen. Ich sollte erst in den Schweinestall. Aber da sagte man: Der Schweinestall ist zu schade für dieses Weib. Ich wurde in den Hühnerstall zum Arbeiten geschickt.