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Dann bekamen die Kinder ihre entsprechende Wäsche und Oberbekleidung. Aber es war Zeug entsprechend der Kolonie.

Dann wurde ich da abgesetzt. Herr Schäfer hat es nicht gut gefunden, daß aus den Mädchen schnell eine fröhliche Gruppe wurde, die gesungen hat und schöne Heimabende gemacht hat. Die Eltern kamen ihre Töchter besuchen, was sie vorher nicht taten. Ich kann sie namentlich nennen. Die Eltern kamen dann extra zu mir und bedankten sich, daß jetzt unter den Kindern ein völlig anderes Klima sei.

Später wurde ich mit Schimpf und Schande aus der Gruppe gejagt, von Schäfer selber. Er sagte mir wörtlich: "Du hättest es verdient, jetzt geohrfeigt und die Treppe heruntergeschmissen zu werden; aber ich will mir die Hände an dir nicht schmutzig machen.“

Dann hat er eine ganze Woche lang Abende einberufen in dem sogenannten Freihaus, wo alle Fundo-Bewohner außer den Kindern zugegen waren und wo jeder etwas gegen mich berichten mußte. Ich hatte die ganze Zeit zu stehen und mir das anzuhören. Das ging bis in die Nächte hinein. Er kam dann und stellte sich vor mich. Ich schäme mich, das zu sagen; aber um Ihnen allen eine Kostprobe des Herrn Schäfer zu geben, nehme ich nur eine Sache heraus:

Die Kinder hatten mich nach meinem Kostüm gefragt, weil sie von Modekleidung keine Ahnung hatten. Ich habe ihnen das Kostüm gezeigt. Ich zog es an, als die deutsche Botschaft nach Fundo kam, um unsere Pässe zu verlängern. Da hatte ich mit meiner ganzen Gruppe zu erscheinen und Unterschriften zu geben. Die Pässe blieben gleich bei Frau Schmidt, die da saß, und Albert Schreiber.

Ich zog mich dann entsprechend an. Die Kinder wunderten sich, daß ich im Kostüm erschien, und fragten: Was ist das, Tante Lotti? Ich sagte: Das ist ein ganz normales, einfaches Straßenkostüm; das habe ich schon viele Jahre in Deutschland getragen.

Das wurde an dem Abend genannt. Die Kinder mußten jetzt sprechen. Da sagte eines der Mädchen: Sie hat uns Mode präsentiert.