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"Die Würde des Menschen wurde mit Füßen getreten. Man nannte es Demut, wenn
man es ertrug, zu Unrecht einer Schuld bezichtigt zu werden. Man nannte es
Hochmut, wenn man sein Recht forderte, und geisteskrank wurde der bezeichnet,
der Schäfer einer Schuld überführte oder offen über Mißstände klagte.“

Das war ein Zitat von Willi Georg vom 21. Juli 1966. Ich selber habe mich den Anweisungen und dem Terrorregime von Schäfer nicht beugen wollen und habe genau das, was Herr Georg in seinem eben zitierten Satz anspricht, am eigenen Leibe erfahren. Man hat versucht, meinen Willen zu brechen, indem man mich über Jahre hinweg auf gröbste Art und Weise geschlagen hat. Man hat mir in jeder Weise Mißachtung entgegengebracht; man hat mich in bestimmte Kleider gesteckt, um mich von den anderen zu unterscheiden; man hat mir die Haare geschnitten; man hat mich so behandelt, daß ich - so möchte ich es einmal sagen - den Eindruck machen mußte, daß ich ein Geisteskranker sei.

Es gibt tatsächlich Leute, die in der Sekte lebten und die der Meinung gewesen sind, daß ich wirklich einer Behandlung bedurfte. Diese Behandlung habe ich nicht gewünscht; sie ist auch mit keinem Facharzt besprochen worden. Ich bin vielmehr dazu gezwungen worden. Bei einer Weigerung ist mir körperlicher Schaden zugefügt worden, in der Form, daß ich auf brutalste Weise geschlagen und gezwungen wurde, die Tabletten, die ich nicht einnehmen wollte, einzunehmen. Diese Tabletten habe ich über ein Jahr genommen; es müssen - ich habe es einmal durchgezählt - ungefähr 500 gewesen sein. Als man mich dabei erwischte, daß ich die Tabletten nicht nehmen wollte, ist man zu gröberen Maßnahmen übergegangen und hat mir Spritzen verabreicht, die eine wesentlich höhere Dosierung hatten, um meinen Willen zu brechen und um mich kampfunfähig zu machen.