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Dignidad geschlagen worden? Ist in Ihrem Beisein jemals irgend jemand gezwungen worden, gegen seinen Willen - Sie sind Arzt - Tabletten einzunehmen? Werden in der Colonia Dignidad irgendwelche Maßnahmen ergriffen, wenn jemand gegangen ist? Sie sagten ja, man könne freiwillig gehen. Können Sie uns vielleicht einmal aus Ihrer ganz persönlichen Sicht als Mensch die Rolle von Herrn Schäfer schildern? Welche Aufgabe hat er aus Ihrer Sicht? Gehorchen Sie ihm? Sehen Sie ihn als jemanden an, der Ihnen Befehle geben kann? In welchem Verhältnis stehen Sie rein menschlich zu Herrn Schäfer? Gibt es irgendwelche Kontakte zwischen der Colonia Dignidad und dem Geheimdienst? Gibt es in dieser Hinsicht irgendwelche Beziehungen? Können Sie uns auf diese Fragen bitte Antwort geben?

Dr. Hopp: Ich muß leider dabei bleiben, daß hier erstens Fragen gestellt werden, die nicht zum Thema gehören, daß ich zweitens nicht zu Ende angehört worden bin und deswegen auch diese Fragen nicht beantworten kann. Es ist hier nur eine Seite zur Sprache gekommen. Es tut mir sehr leid. Ich hätte Fragen natürlich sehr gern beantwortet, wenn es andersherum gegangen wäre.

Vors. Vogel: Herr Dr. Hopp, ich muß es noch einmal sagen: Sie sind nicht gebeten worden, hier lang und breit Darstellungen dazu zu geben, weshalb diejenigen, die uns etwas anderes gesagt haben, als Sie uns gesagt haben, unglaubwürdig sind. Sie sollten uns aus eigener Erkenntnis über die Situation in der Colonia Dignidad berichten?. Dies haben Sie nicht getan. Ich darf dies hier schlicht und einfach so festhalten. Ich bedaure das sehr. Sie haben bei Ihrem Vortrag die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit weit überzogen. Ich habe Ihnen die Möglichkeit gegeben, hier lange vorzutragen. Als es aber zu lang wurde und der Rahmen, der hier auch mit Rücksicht auf die anderen gesetzt werden mußte, überschritten wurde, habe ich gesagt: Übergeben Sie uns den Bericht. Er wird sicher sorgfältig gelesen werden.

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Alles andere - ob Sie Fragen beantworten oder nicht -ist Ihre eigene Entscheidung. Ich will das hier jetzt auch nicht bewerten. Darüber wird sich sicher jeder sein eigenes Urteil bilden können. Wenn Sie sich so verhalten, so trägt dies aber sicherlich nicht dazu bei, die gesamte Situation der Colonia Dignidad besser zu beleuchten. Dies ist aber Ihre eigene Entscheidung.

Wir haben die von uns gesetzte Zeit schon um 20 Minuten überzogen. Seit 20 Minuten müßte ich z. B. in einem anderen Ausschuß sein. Bitte fassen Sie sich deshalb jetzt wirklich kurz.

Kneese: Ich habe das gleiche Problem wie Sie, weil ich um 14.30 Uhr einen Termin für eine Pressekonferenz im Restaurant Tulpenfeld habe. Insofern treibt uns die gleiche Eile.

Ganz kurz zu den Maßnahmen, wenn man seine Medikamente nicht einnahm. Von Herrn Baar ist eben gerade die Atmosphäre der Überwachung, der Bespitzelung geschildert worden, vor dem Hintergrund, daß man weiß, was Schäfer angeordnet hat. Ich nenne als einziges Beispiel nur den Fall, daß ein Kind dafür bestraft wurde, daß es den Kamm eines anderen Kindes benutzt hat. Mir war klar, daß ich dann, wenn ich die Anordnung Schäfers nicht befolge und die Tabletten: nicht einnehme, Prügel bekomme. Ich habe trotzdem versucht, irgendwelche Möglichkeiten zu finden, die Tabletten nicht einzunehmen. Ich werde Herrn Hopp nicht verraten, wie ich das gemacht habe, um anderen Leuten nicht die Möglichkeit zu nehmen, auf ähnliche Möglichkeiten zurückzugreifen. Der Geist des Menschen ist in dieser Notsituation sehr erfinderisch.

(Frau Olms (GRÜNE): Wissen Sie, welche Tabletten das waren?)

- Nein, das weiß ich nicht, weil mir nie eine Packung mit einer Aufschrift vorgeführt worden ist. Ich will Ihnen nur sagen, was mir in einem einzigen Fall passiert ist. Als

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man mich erwischte, daß ich Tabletten weggespuckt habe, bin ich von vier ehemaligen Schulkollegen - ich weiß nicht ganz genau, ob Herr Hopp dabei war; es ist wahrscheinlich auch ganz gut für Herrn Hopp, daß ich nicht weiß, ob er auch dabeigewesen ist - mit Keilriemen geschlagen worden. Ich überlasse es jedem der Anwesenden, sich vorzustellen, wie man nach einer halben Stunde, in der man Prügel mit Keilriemen bekommt, aussieht. Man ist dann, um es kurz zu sagen, nicht mehr in der Lage, sich sein eigenes Hemd auszuziehen.

Prof. Dr. Bossle: Ich möchte auf die Frage des Herrn Abgeordneten Lummer eingehen, was nun geschehen soll. Ich glaube, die Schlüsselfrage ist diese: Hätte die Colonia Dignidad ohne Paul Schäfer jene unfaßliche, die Menschenwürde verletzende Entwicklung genommen? Das ist die entscheidende Frage. Ich glaube, ohne seine Herauslösung aus der Colonia Dignidad wird auch niemand zu einer wahrheitsbezogenen Darlegung all der Umstände kommen. Man kann daher nur hoffen, daß nach Ende der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Bonn die Bundesregierung gegenüber Chile einen Antrag auf Auslieferung von Herrn Schäfer stellt und daß Herr Schäfer dann hier in der Bundesrepublik Deutschland vor einem Gericht steht, vor dem Zeugen ohne Gefahr für Leib und Leben aussagen können. Das ist meine Auffassung.

Vors. Vogel: Sie haben Ihre persönliche Auffassung vorgetragen.

Als letzter hat nun Herr Kollege Duve das Wort. Dann müssen wir Schluß machen. Herr Duve, fassen Sie sich bitte kurz.

Abg. Duve (SPD): Herr Vorsitzender, wir haben ja auch eine Stellvertretung im Vorsitz. So wie heute kommen wir nie wieder zusammen.

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Vors. Vogel: Entschuldigen Sie, einen Augenblick!

Abg. Duve (SPD): Es ist ein historisch ganz seltener Vorgang, daß so viele Menschen sich dafür interessieren. Warum müssen Sie mir jetzt das Wort nehmen?

Vors. Vogel: Wir haben eine Vereinbarung darüber getroffen, wie lange wir hier zusammen sind.

(Abg. Bindig (SPD): Können wir nicht einen Geschäftsordnungsbeschluß fassen, daß wir die Sitzung verlängern?)

- Andere Termine sind auf unsere Zeitplanung ausgerichtet worden. Das wissen Sie auch ganz genau.

Abg. Duve (SPD): Das Schlüsselwort für die Diskussion der letzten Viertelstunde hat, wie ich glaube, vorhin Herr Packmor gegeben, als er gesagt hat: Es gab eine äußere Gefangenschaft, und es gab eine innere Gefangenschaft. Wir können uns hier heute nur über die Bedingungen der äußeren Gefangenschaft detailliert informieren, Ob Herr Dr. Hopp Täter und Opfer ist, wird sich im Laufe der Zeit enthüllen. Wir werden die Antwort auf diese Frage hoffentlich bekommen. Zunächst einmal ist er für mich auch ein Täter. Insofern, Herr Professor Bossle, können wir nicht einfach über die Colonia Dignidad minus Schäfer diskutieren. Wir müssen vielmehr über ein System diskutieren, das insgesamt natürlich KZ-ähnliche Züge hat, das sich des Psychoterrors bedient. Der dort ausgeübte Terror - mit Waffen, mit Spritzen und allem, was dazugehört - wurde hier dargestellt.

Vors. Vogel: Bitte haben Sie die Freundlichkeit, jetzt Fragen zu stellen.

(Waltemathe (SPD): Er macht es genauso schnell wie Herr Lummer!)

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Abg. Duve (SPD) : Ich komme jetzt zu meinen Fragen. Meine erste Frage geht an Herrn Baar. Könnten Sie noch einige Ausführungen über das ganze System der Sozialleistungen und Rentenleistungen an einzelne Personen machen? Inwieweit hatten Sie überhaupt Kenntnisse davon, daß Rentenansprüche von Ihnen und älteren Personen gegenüber der Bundesrepublik Deutschland über die Colonia Dignidad abgegolten wurden?

Meine zweite Frage richtet sich ebenfalls an Herrn Baar. Hier war in der Diskussion oft von der Abwehr des Kommunismus die Rede. Mußten Sie den Eindruck haben, daß ab 1973 - nach dem Putsch durch Pinochet - sozusagen eine andere Stimmungslage vorhanden war als in der Zeit unter Allende bis zu dem Putsch? Hat sich die Führung der Colonia durch den Putsch in irgendeiner Weise verändert?

Ich habe weiterhin eine Frage an Herrn oder Frau Packmor. Wie oft sind Amtspersonen der deutschen Botschaft in Ihrer Zeit in der Colonia gewesen? Ich habe gehört -vielleicht können Sie es bestätigen oder verneinen -, daß bei dem Besuch des Botschafters Strätling eine Art Feier stattgefunden hat, bei der auch etwas über Schneewittchen hinter den sieben Bergen gesprochen worden ist. Bitte berichten Sie uns etwas mehr über diese Feierlichkeit aus Anlaß des Besuches von Botschafter Strätling.

Herr Vogelsgesang, an Sie möchte ich noch eine Frage richten, die für uns sehr wichtig ist. Am 22. August 1978 sind Sie in der Botschaft gewesen. Damals hat Herr Strätling Ihnen gesagt, die Vorwürfe seien lächerliche Verleumdungen, und er habe positive Eindrücke von der Colonia. Ich habe es mir vorhin so mitgeschrieben. Ist in diesem Zusammenhang irgendwann einmal etwas auch über die erhobenen Vorwürfe gesagt worden, oder sind diese von vornherein als Teile von Kampagnen abgetan worden?

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Meine nächste Frage geht an Herrn Professor Bossle. Sie sind viermal in der Colonia gewesen. Sie haben interessante religionshistorische und soziokulturelle Uberlegungen, von denen - in allen Ehren - sicherlich auch einige zutreffen, vorgetragen. Wann ist Ihnen aber aufgegangen, daß es sich nicht um die Frage der inneren Freiheitsberaubung - im Sinne einer Sekte oder Religion - handelt, sondern um faktische Freiheitsberaubung von Menschen, die, nachdem sie psychisch unterjocht worden sind, auch materiell, faktisch und physisch unterjocht werden? Wann sind Sie sozusagen von einem Saulus zum Paulus geworden? Es ist schon interessant, wenn ein deutscher Professor viermal eine Einrichtung besucht, gegen die so massive Vorwürfe erhoben werden, und dann meiner Meinung nach doch relativ spät zu den entsprechenden Erkenntnissen kommt.

Herr Peymann, können Sie hier vor unserem Unterausschuß ausschließen, daß Ihre geschäftlichen Tätigkeiten in Chile vollständig ohne jeden Zusammenhang mit dem Fundo oder einer seiner Firmen stattgefunden haben?

Vors. Vogel: Ich möchte noch einmal die Bitte aussprechen, daß Sie die Antworten möglichst konzentriert geben.

Baar: Auch auf ein so großes Gebiet wie die Renten kann ich hier jetzt nur noch mit wenigen Sätzen eingehen. Niemand von den Rentenempfängern hat, seit er in Chile ist, seine Rente je gesehen oder bekommen.

(Abg. Duve (SPD): Auch keine Abrechnungen?)

- Auch keine Abrechnungen. Die Rentensache lief so, daß Herr Schaak als Kassierer - ich persönlich hatte direkt nicht damit zu tun; weil Herr Schaak all die Jahre der Kassierer war, gehörte dies zu seinem Bereich - ein Konto für jeden Renten- empfänger eingerichtet hat. Das war die Voraussetzung von seiten der Rentenstellen. Darüber hat er aber gleichzeitig von dem betreffenden Rentenempfänger eine Vollmacht bekommen. Es wurde

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dann ein zweites Konto eingerichtet, auf das die Gelder von den verschiedenen Konten gingen. Uber das Geld von diesem Konto, auf das die Rentengelder gingen, hat allein Herr Schäfer immer entschieden. Allein er hat entschieden, wann was wofür gebraucht wird. Auch Herr Schaak konnte bei Einkäufen nicht ohne weiteres von diesem Geld nehmen. Das war, kurz gesagt, die bittere Tatsache.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch folgendes sagen. Ich finde, es ist ganz grausam und schrecklich, daß die gesamten Sozialversicherungsprobleme für keinen der Deutschen dort geregelt sind. Wir, die wir die Colonia verlassen haben, sind jetzt nur noch Sozialhilfeempfänger. Im Blick auf die Leute in Siegburg - oder wo sie auch immer sitzen - ist dies besonders zu betonen. Im September waren es 30 Jahre, die ich mitgearbeitet habe. Im Dezember bin ich geflohen. Wir sind heute glückliche Sozialhilfeempfänger. Ich bin dankbar, daß der deutsche Staat eine solche Möglichkeit eröffnet. Die Rente ist also ein Problem, das unbedingt geklärt werden müßte. Ich glaube, gleiches gilt auch für viele andere Dinge, die zu den Statuten gehören.

Die andere Frage war, ob sich nach dem Putsch etwas geändert habe. Es war, glaube ich, 1969, als ich von Chile aus im Auftrag nach Kanada gereist bin. Ich habe zuerst hier bei der kanadischen Botschaft Rücksprache gehalten, um mich zu erkundigen, welche Möglichkeiten es für eine Massenauswanderung von Chile nach Kanada gäbe. Ich bin mit einem Bekannten quer durch Kanada gefahren, um das Land zu sehen. Es waren ein paar schöne Tage, obwohl wir den Tag über sehr gerast sind und nachts dann wieder Stopp machten; wir wollten das Land sehen. Zu dieser Auswanderung kam es dann aber nicht.

Weiterhin stand Australien auf der Liste. Zunächst war auch von Argentinien die Rede, wo auch schon ein kleines Grundstück gekauft war. Ich weiß nicht, ob es jetzt noch Dignidad gehört. Argentinien sollte eventuell Sprungbrett sein. Neuerdings habe ich gehört, daß vor allem auch Paraguay sehr stark ins Auge gefaßt wird, aus ganz bestimmten Kontaktgründen politi-

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scher Gesinnungsart usw. Das sind aber Dinge, die ich nur vom Hörensagen kenne und so weitergebe, was an und für sich nicht gestattet ist.

Nach dem Putsch haben wir uns also schon viele Gedanken gemacht, Chile zu verlassen. Es hat sich sehr viel geändert. Ich muß bei der Antwort auf diese Frage aber passen, weil ich zu der Zeit nicht dort war. Ich weiß vom Hörensagen, aus Berichten von denen, die es miterlebt haben, daß schon vor dem Putsch in der Colonia Dignidad bestimmte Dinge im Gange waren. Ich weiß das nur vom Hörensagen. Ich könnte Ihnen auch Namen nennen, wenn es vor Gericht darauf ankäme. Hier möchte ich aber keine Vermutungen weiter ausbreiten.

Vors. Vogel: Herr Baar, welchen Putsch meinen Sie, wenn Sie vom Putsch sprechen? Sie nannten 1968/69.

Baar: Als die Wahl zugunsten von Herrn Allende ausging, wurde ich nach Chile gerufen. Der Gegenkandidat war der frühere Präsident Allessandri. Ich war dann zusammen mit einer kleinen Abordnung - zu ihr gehörte u. a. Herr Schmidt; ich weiß nicht, wer noch - bei dem früheren Herrn Präsidenten Allessandri und habe mit ihm noch über verschiedene Dinge gesprochen. Es war noch nicht ganz entschieden, aber wir haben damit gerechnet, daß die Würfel jetzt gefallen sind. Es gab daraufhin die erwähnten Bemühungen in Richtung Kanada. Als dann 1973 der Umschwung erfolgte, war natürlich eine völlig andere Situation gegeben. Ich war aber, wie gesagt, nicht dort.

Vors. Vogel: Ich wollte auch nur wissen, was Sie mit "Putsch meinten.

Georg Packmor: Bitte wiederholen Sie die an mich gerichtete Frage.

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Abg. Dr. Schmude (SPD): Die Frage lautete: Waren Leute von der Botschaft dort? Gab es eine Feier?

Georg Packmor: Ja, es gab eine Feier. Darüber kann meine Frau aber etwas besser berichten. Ich war an dem Tage nicht dort.

Vors. Vogel: Lassen Sie Ihre Frau berichten.

Frau Packmor: Ich kann mich an den Besuch des Herrn Botschafters Strätling erinnern. Er hat einen herrlichen Empfang gehabt, geradezu einen Staatsempfang. Durch die Anmerkung wurde ich an die einleitenden Worte erinnert, die er sagte:
Er sei angenehm überrascht, auf dem Wege zur Colonia von Parral den Landweg zu fahren, und es sei ihm wie im Märchen bei Schneewittchen ergangen: Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen sei es viel schöner usw. Eine Musikkapelle, ein Blasorchester, hat ihn in einem feierlich geschmückten Saal empfangen. Die deutsche Nationalhymne wurde gespielt. Chöre sangen. Es war eben ein ganz offizieller Staatsempfang.

Abg. Duve (SPD): Frau Packmor, ist Ihnen der Anlaß dieses Besuches mitgeteilt worden? Es ging ja darum, herauszufinden, ob die Vorwürfe des UNO-Berichtes seinerzeit zutrafen oder nicht. Das war der Anlaß des Besuches.

Frau Packmor: Das wußte ich nicht. Es wurde auch nicht öffentlich mitgeteilt.

(Abg. Duve (SPD): Wurde auch das Lied "Ich hatt‘ einen Kameradengesungen?)

- Ja. Es wurde lediglich begrüßt, daß nach all den Jahren nun endlich zum erstenmal ein Kontakt zur deutschen Botschaft hergestellt wurde und daß endlich einmal ein Botschafter es für nötig befand, so viele Deutsche dort in Chile zu besuchen. Das wurde von Herrn Schäfer vorweg gesagt. Wir haben -

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Orchester usw. - wochenlang für diesen Besuch geübt.

Abg. Duve (SPD) : Aber es gab doch immer die Lebensmittellieferungen an die Botschaft. Kontakte gab es also sehr viel.

Frau Packmor: Das war dann später. Von vorher weiß ich das nicht. Das weiß ich nur aus den späteren Jahren. Als wir in die kanadische Botschaft kamen, haben wir vorweg sagen müssen: Wir kennen den neuen Botschafter, Herrn Holzheimer, nicht und wissen nicht, ob er Beziehungen zu der Colonia hat. Das hat dann der kanadische Botschafter - ich weiß den Namen nicht - ausfindig gemacht.

Vors. Vogel: Das haben wir vorhin schon gehört.

Frau Packmor: Jedenfalls hatte sich dann herausgestellt, daß Herr Holzheimer nicht um diese Dinge wußte und nichts damit zu tun hatte. Er hat uns geholfen, indem er uns aufnahm, Pässe besorgte und uns geschützt hat. Herr Holzheimer und Herr Dullmeier haben sich zu der Zeit geradezu väterlich unserer angenommen. Das muß einmal gesagt werden.

(Frenz: Wurde Herr Pinochet ähnlich feierlich empfangen?)

Georg Packmor: So ähnlich. Er kam am 20. August, am Geburtstag von O‘Higgens. Dann geht er immer zur Geburtsstätte nach Chillan. Er kam mit dem Hubschrauber bei uns vorbei und wurde mit Musik empfangen, auch mit "Ich hatt‘ einen Kameraden“ und mit der chilenischen Nationalhymne.

(Gemballa: Wie war das denn mit Geheimdienstchef Contreras?)

Vors. Vogel: Wir wollen jetzt keine allgemeine Befragung der Anhörpersonen untereinander vornehmen. Es gibt viele, die noch interessante Fragen im Köcher hätten. Wir können hier

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keine abgeschlossene Beweisaufnahme vornehmen.

Vogelsgesang: Auch unsereiner hätte noch eine Menge Fragen zu stellen. Dazu ist hier womöglich aber nicht der Anlaß.

Herr Duve, Ihre Frage bezieht sich auf den 22. August 1978. Es war zunächst ein allgemeines Gespräch, bei dem er mir auch noch verschiedene Dinge aus der chilenischen Landschaft, aus der chilenischen Politik berichtete. Ich habe diese Notiz expressis verbis so gemacht. Soll ich sie Ihnen noch einmal vorlesen?

(Abg. Duve (SPD): Nein, ich habe es mir aufgeschrieben!)

Sie haben es aufgeschrieben. Ich kann es auch noch zu Protokoll geben. Ich habe mir notiert: KZ, Folterungen - das seien lächerliche Verleumdungen -. Wenn mir jemand die Frage beantworten kann, ob es einen besseren Zeugen als einen Botschafter für einen deutschen Staatsangehörigen in einem fremden Land gibt, so möge er dies tun.

(Abg. Frau Olms (GRÜNE): Allemal! Diese Frage kann ich Ihnen beantworten!)

Es war der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland. Ihn habe ich gefragt und daraufhin zusammen mit meiner Frau auf eine Reise an den Amazonas verzichtet. Ich habe es damals nicht bereut.

Prof. Dr. Bossle: Zunächst darf ich noch eine Feststellung mit Bezug auf die Frage von Herrn Duve treffen, wie die Rentenzahlungen in der Colonia Dignidad behandelt werden. Nach einem mir zugänglich gewordenen Bericht der deutschen Botschaft in Santiago de Chile hat die Bremer Landesbank mit Schreiben vom 16. September des vergangenen Jahres wegen des Verdachts des Mißbrauchs von Rentenzahlungen an die Mitglieder der Colonia Dignidad, weil alle Zahlungen auf das Konto eines Leitungsmitglieds gehen, die Zahlungsaufträge ausgesetzt und verlangt nun den Nachweis der Freiwilligkeit der Kontovollmacht. Dies

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zu Ihrer Kenntnisnahme.

Nun zu der an mich gerichteten Frage, weshalb ich viermal in der Colonia Dignidad gewesen bin. Ich habe schon erwähnt, daß ich auch auf die guten Hinweise von Herrn Baar hin in die Colonia Dignidad gegangen bin. Er hat mich das erste Mal auch dorthin begleitet. Er wird sich erinnern - er sitzt mir gegenüber -, daß ich bei meinem ersten Besuch zu ihm sagte, ich würde es für das Ansehen der Colonia Dignidad für gut halten, wenn Herr Schäfer sich etwas zurückhielte. Ich glaube, das ist eine genügende Formulierung meines Mißtrauens gewesen: Immerhin pflegt Herr Schäfer auch mit seinen engsten Mitarbeitern einen Umgangston, der schon unterhalb der Menschenwürde liegt. Ich muß auch erklären, daß in den Protokollen über die Aussagen sowohl des Ehepaars Baar als auch des Ehepaars Packmor verzeichnet ist, daß die Begegnung mit mir und meine dort gestellten Fragen ihnen den Mut zur Flucht gegeben hätten. Die Familie Packmor hat in ihrem Bericht auch mitgeteilt, daß Herr Schäfer wegen meiner kritischen Fragen eine ganze Gruppe von Kindern vorher geschult habe, um sie auf die Antworten vorzubereiten, die sie mir zu geben hätten. Sie ersehen daraus, daß ich vorsichtig an die Frage herangegangen bin, was für eine innere Bedingnis die Colonia Dignidad hat.

Lassen Sie mich daher mit aller Deutlichkeit sagen: Ich habe vor Deutschen, die ihre Heimat verloren haben und in einem fremden Land in einer ländlichen Umgebung eine neue Heimat suchen, einen großen Respekt. Ich bin auch nach wie vor der Uberzeugung, daß wir, wenn rechtliche Regelungen auf einer genossenschaftlichen Basis in der Colonia Dignidad stattgefunden hätten und die erwähnten Deutschen dort nicht Opfer einer so dämonischen Figur wie des Herrn Schäfer geworden wären, uns heute alle sagen könnten: Das ist ein Beweis dafür, daß Deutsche nach dem Verlust ihrer alten Heimat eine neue Heimat gefunden haben.

(Abg. Duve (SPD): Inklusive der jetzigen Führungsmannschaft?)

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Peymann: Ich habe keine geschäftlichen Beziehungen. Ich bin zu Dignidad gekommen, weil ich die Bekannte besuchen wollte. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, was mich erwarten würde. Wenn ich gewußt hätte, was mich erwartet, hätte ich vielleicht geschäftliche Beziehungen anknüpfen können. Ich war aber ohne jegliches geschäftliches Interesse in der Colonia Dignidad.

Vors. Vogel: Meine Damen und Herren, ganz sicher ist es so, daß der eine oder andere der Auffassung ist, hier sei noch eine Fülle von Fragen offengeblieben. Auf der anderen Seite ist zu sagen, daß dies keine Beweisaufnahme gewesen ist. Wenn dies hier eine Beweisaufnahme mit all ihren Möglichkeiten wäre, hätten wir wahrscheinlich viele Tage zu tun. Die einzige Aufgabe, die diese öffentliche Anhörung haben konnte, war die, das Problembewußtsein der Öffentlichkeit hinsichtlich der Colonia Dignidad zu schärfen. Es hat hier sehr unterschiedliche Darstellungen gegeben, und uns sind sehr unterschiedliche subjektive Eindrücke vermittelt worden. Dies alles muß man bei der Bewertung und Beurteilung einbeziehen. Wir werden das Ergebnis in einer Sitzung des Unterausschusses zu beraten und zu bewerten haben. Wir werden zu fragen haben, wie wir diesen Fragenkomplex weiter behandeln wollen.

(Abg. Bindig (SPD): Zur Geschäftsordnung, Herr Vorsitzender! Ich bitte, nach der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages zu verfahren!)
- Ich bitte, bei dem zu bleiben, was untereinander vereinbart worden ist. Wenn Sie die Einladung ansehen, so finden Sie dort die Antwort hinsichtlich Ihres Anliegens.

(Abg. Bindig (SPD): Ich beziehe mich auf die Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages und melde mich zu Wort!)

- Bitte!

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Abg. Bindig (SPD): Hiermit beantrage ich, daß Sie im Einklang mit der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages, die auch für die Ausschüsse gilt, eine Abstimmung darüber durchführen, ob diese Sitzung jetzt beendet werden soll. Ich beantrage im Namen der SPD-Bundestagsfraktion förmlich, daß diese Sitzung verlängert wird, bis alle Kollegen, die noch Fragen stellen wollen, ihre Fragen vorbringen konnten.

Vors. Vogel: Möchte jemand dazu Stellung nehmen? - Bitte, Herr Kollege Schmude.

Abg. Dr. Schmude (SPD): Bei den Überlegungen über die Dauer dieser Ausschußsitzung, die jetzt bereits eine Dreiviertel- stunde länger dauert, als geplant war, war auf die Verfügbarkeit des Ausschußvorsitzenden und seines Stellvertreters abgestellt worden. In diesem Zusammenhang muß ich darauf aufmerksam machen, daß ich kurz nach 15 Uhr, also in weniger als 20 Minuten den Raum verlassen müßte. Wenn der Vorsitzende, Herr Vogel, dann ebenfalls nicht mehr anwesend ist, steht kein Vorsitzender mehr zur Verfügung. Ich bitte das zu bedenken.

Abg. Bindig (SPD): Dann beantrage ich, die Sitzung so lange fortzusetzen, bis kein Vorsitzender mehr zur Verfügung steht.

Vors. Vogel: Herr Kollege Bindig, Sie können dies beantragen. Dies ist aber insofern ein Vertrauensbruch, als ich darauf vertraut habe, daß das gilt, was wir miteinander vereinbart haben. Dies sage ich im übrigen auch mit Blick auf die Teilnehmer an dieser Anhörung. Es ist für die Zeit von 10 bis 14 Uhr eingeladen worden. Sie wissen ganz genau, daß ich Probleme mit anderen Terminen habe. Als Vorsitzender hätte ich auch ein Anrecht darauf, anwesend sein zu können. Wir können natürlich so verfahren, wie Sie beantragt haben. Wir müssen dann formell darüber abstimmen, ob die Sitzung verlängert werden soll oder nicht. Wird zu dem Geschäftsordnungsantrag das Wort gewünscht?

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Abg. Höffkes (CDU/CSU): Ich habe sehr viel Verständnis für den Antrag, den der Kollege Bindig gestellt hat. Auch ich konnte eine Reihe von Fragen nicht unterbringen. Ich sehe aber ein, daß man dann, wenn eine Vereinbarung vorliegt - und das ist zweifelsfrei der Fall -, nicht hingehen und durch einfachen Geschäftsordnungsantrag eine Debatte über die Zeit hinaus ausdehnen kann, zumal Kollegen auch anderweitig Bindungen haben. Ich möchte sehr anzweifeln, daß bei fest vereinbarten Terminen - das ist auch im Bundestag nicht anders - durch einfachen Mehrheitsbeschluß eine Verlängerung möglich ist.

(Abg. Frau Olms (GRÜNE): Das ist immer eine Sache der Mehrheit!)

- Das ist nicht Sache der Mehrheit. Fragen der Geschäftsordnung sind nicht Fragen der Mehrheit.

(Abg. Frau Olms (GRÜNE): Hier im Bundestag doch!)

Vors. Vogel: Gibt es weitere Wortmeldungen hierzu? Bei der Abstimmung bitte ich sehr genau darauf zu achten, wer abstimmungsberechtigt ist. Wer dem Antrag des Kollegen Bindig zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen.

Abg. Höffkes (CDU/CSU): Herr Vorsitzender, ich hatte, glaube ich, deutlich darauf aufmerksam gemacht, zunächst zu prüfen, ob eine derartige Abstimmung überhaupt zulässig ist.

(Abg. Duve (SPD): Wir machen uns doch vor den Bürgern lächerlich!)

Vors. Vogel: Lieber Herr Kollege Höffkes, ehe ich hier jetzt eine lange Diskussion über Geschäftsordnungsfragen führen lasse, führen wir eine Abstimmung durch. Das Ergebnis der Abstimmung wird festgestellt; am Ende werden wir dann sehen, was die Mehrheit hier beschlossen hat.

Wer stimmt für den Antrag des Kollegen Bindig? - Wir müssen genau darauf achten, wer hier abstimmungsberechtigt ist. -

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Ich stelle fest: 5 Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen und eine Stimmenthaltung. Bei diesem Stimmenverhältnis von 5 : 5 : 1 ist der Antrag abgelehnt.

Ich habe die Geschäftsordnungsfrage jetzt nicht geprüft. Ich bitte darum, daß wir jetzt auch nicht versuchen, daraus einen Kasus zu machen. Ich habe nur die Bitte - darauf wird künftig zu achten sein -: Wenn wir etwas vereinbaren, muß das auch eingehalten werden. Wenn es nicht eingehalten wird, bedaure ich das.

(Abg. Bindig (SPD): Es gibt doch die Clausula rebus sic stantibus!)

- Nein. Herr Bindig, Sie können jetzt argumentieren, wie Sie wollen, ich fühle mich in dieser Frage wirklich getäuscht.

Meine Damen und Herren, am Schluß möchte ich mich bei Ihnen noch einmal sehr herzlich für die Bereitschaft, uns zur Verfügung zu stehen, bedanken.

Ich schließe die Sitzung.

(Schluß der Sitzung: 14.53 Uhr)

Friedrich Vogel (Vorsitzender)

Appendix A - Personen

Prof. Dr. Lothar Bossle

Der inzwischen verstorbene Bossle gehörte zum Unterstützerkreis und festen Referentenstamm der rechten Psychosekte VPM (Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis). Seine vier Besuche in der chilenischen Folterkolonie „Colonia Dignidad“ und eine Reise zu einem Mun-Kongreß in Südkorea waren Thema im bayerischen Landtag.

Als Wissenschaftlicher Leiter und Präsident des Würzburger „Instituts für Demokratieforschung“ (IfD) erlangte er in den 80er Jahren mit seiner so genannten „Doktorfabrik“ bundesweit zweifelhafte Berühmtheit, weil man mit entsprechender Brieftasche und rechter Gesinnung dort schnell zum Titel kommen konnte.

Bossle unterhielt ebenfalls Verbindungen zu verschiedenen Organisationen der Mun-Sekte wie zur „Professors World Peace Academy“ und zur „Conference for the Unity of Science“. Zusammen mit dem Präsidenten von „Professors World Peace Academy“ Gerhard Radnitzky gab er unter dem Titel „Selbstgefährdung der offenen Gesellschaft“ den Extrakt eines Mun-Kongresses als Buch heraus.

Selbst der bayrischen Staatsregierung ging das Treiben Bossles schließlich zu weit. Sie ging disziplinarrechtlich gegen Bossle vor, weil er auch in ihren Augen den Berufsstand des Hochschullehrers diskreditiert hatte, und trennte sich 1989 von dem rechten Pseudowissenschaftler.

Quellen:
http://bbs.keyhole.com/ubb/showflat.php/Cat/0/Number/322876/Main/322876
http://www.stephan-braun-mdl.de/landtag/rechtsextrem/weikersheim/PM/060516_bossle.html
http://www.refrat.hu-berlin.de/antifa/burschenschaften/cv/cartellverband.html

Gerhard Mücke "tío Mauk"

http://www.lanacion.cl/prontus_noticias/site/artic/20060722/pags/20060722214048.html
http://www.lafogata.org/05latino/latino8/chi_14-1.htm
http://lists.peacelink.it/latina/msg07712.html
http://boris.weisfeiler.com/schafer.html

Wolfgang Vogelsgesang

http://www.deutschesfachbuch.de/info/detail.php?isbn=3896570935&part=4&words=&PHPSESSID=ccfd061bb27df0060adaee87e6cfce25#V
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Vogelsgesang

Appendix D

Aktuelle Artikel - aktuelle Entwicklung
http://www.lateinamerikanachrichten.de/?/artikel/762.html
http://www.lateinamerikanachrichten.de/?/artikel/423.html
http://www.lateinamerikanachrichten.de/?/artikel/809.html

Dr. Hartmut Hopp - May 2006 - Karibik - Geldwäsche
http://jorgemolinasanhueza.blogspot.com/2006/05/doctor-hopp-destap-red-de-lavado-de.html

Juan Manuel Guillermo Contreras Sepulveda - inhaftiert
http://www.trial-ch.org/de/trial-watch/profile/db/legal-procedures/juan-manuel-guillermo_contreras-sepulveda_257.html

Paul Schäfer - zu 20 Jahren Haft verurteilt
http://myblog.de/strafblog/art/3630371

Amnesty
http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/0/cb8a4bc42804b38ec1256b27005399cb?OpenDocument

Folter und Morde bestätigt - Amnesty gewinnt Prozess
http://www2.amnesty.de/__C1256A380047FD78.nsf/0/84906CD42F51E60BC1256B27005BBAB2?Open

amnesty journal November 2006
http://www2.amnesty.de/__C1256A380047FD78.nsf/0/9EB6A7E2B55FB647C125722D003DE188?Open

Nürnberger Menschenrechtszentrum
http://www.menschenrechte.org/beitraege/lateinamerika/Borchardt.htm

US-Archiv
http://www.gwu.edu/~nsarchiv/latin_america/chile.htm

Michael Townley:
http://www.answers.com/topic/operation-condor
http://pittsburgh.indymedia.org/news/2006/12/26055.php

In January 2005, Michael Townley, who now lives in the USA under witness protection program, acknowledged to agents of Interpol Chile links between DINA and the detention and torture center Colonia Dignidad 1, which was founded in 1961 by Paul Schäfer, a Nazi accused of child-abuse and torture, arrested in March 2005 in Buenos Aires. Townley also revealed information about Colonia Dignidad and the Army's Laboratory on Bacteriological War. This last laboratory would have replaced the old DINA's laboratoy on Via Naranja de lo Curro street, where Michael Townley worked with the chemical assassin Eugenio Berríos. The toxin that allegedly killed Christian-democrat Eduardo Frei Montalva may have been made in this new lab in Colonia Dignidad, according to the judge investigating the case.

Paul Schäfer - 2005:
Mitte März 2005 gelang den argentinischen Behörden die Festnahme des Leiters der im Süden Chiles gelegenen Deutschen-Siedlung Colonia Dignidad. Bereits einen Tag später wurde er an Chile überstellt. Dem seit 1997 flüchtigen 83-jährigen Paul Schäfer wird zur Last gelegt, in der sektenähnlich organisierten Siedlung vor allem während der Pinochet-Diktatur Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben. Außerdem habe er das Anwesen dem Militärregime als Lager für die Inhaftierung, Folterung und Hinrichtung von Dissidenten zur Verfügung gestellt. Erst Mitte November 2004 hatte ihn ein chilenisches Gericht in Abwesenheit wegen des sexuellen Missbrauchs von 26 Kindern verurteilt. Neben Schäfer wurden gegen 22 weitere chilenische und deutsche Sektenmitglieder Haftstrafen bis zu fünf Jahren verhängt.

1985 gelang Georg und Lotti Packmor die Flucht aus der Colonia. Weil die deutsche Botschaft gute Kontakte zu Schäfer hatte, flüchteten sie in die Vertretung Kanadas, die ihnen die Ausreise ermöglichte.

Ende 1997 flohen zwei Männer aus der südchilenischen Deutschensiedlung "Colonia Dignidad". Tobias Müller Altvogt und sein chilenischer Freund Zalo Luna nutzten die Gelegenheit, als die Wächter durch ein Fest abgelenkt waren. Es gelang ihnen, im strömenden Regen ihren Verfolgern zu entkommen. Die Bewohner eines nahegelegenen Dorfes versteckten sie, und 24 Stunden später waren sie auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Santiago in Sicherheit. Vor ihrer Ausreise sagten sie vor den chilenischen Behörden aus.
http://derstandard.at/?url=/?id=1987269

Operation Condor:
http://feedbus.com/wikis/wikipedia.php?title=Operation_Condor


Wikipedia Search Results:
Torture
Investigations by Amnesty International and the Chilean National Commission for Truth and Reconciliation Report have verified that Colonia Dignidad was used by DINA, the Chilean secret police, as a concentration camp for the detention and torture of political prisoners during Augusto Pinochet's dictatorial rule of Chile. Most accounts have this happening between 1973 and 1977 but precise dates are not known.
The son of DINA head Manuel Contreras claims that his father and Pinochet visited Colonia Dignidad in 1974, and that his father and Schäfer were good friends. The current leader of Villa Baviera admits that torture took place within the old colony, but says that Villa Baviera is a new entity.
In March 2005, former DINA agent Michael Townley acknowledged to links between Colonia Dignidad and DINA, as well as relations with the Bacteriological War Army Laboratory. He would have spoken about biological experiments imposed to detainees, with the help of the fore-mentioned laboratory and another one, that used to be situated on Via Naranja de lo Curro Street [1].
In 2005 Gisela Seewald, a female german, who arrived in Colonia Dignidad in 1963, confessed according to Judge Jorge Zepeda, that she applied psychiatric treatment against children, because Schäfer assured her they were possessed.
http://feedbus.com/wikis/wikipedia.php?title=Colonia_Dignidad#Torture

Ongoing investigations
In 2003, Argentine Federal Judge Maria Servini de Cubria asked Chile for the extradition of Mariana Callejas (formerly Townley's wife), who was accused of Carlos Prats' murder. But Chilean Judge Nibaldo Segura of the Court of Appeals refused in July 2005, arguing that Callejas was already being tried in Chile.
Questioned in March 2005 by Judge Alejandro Madrid about ex-president Eduardo Frei Montalva's death, Michael Townley acknowledged links between Colonia Dignidad, led by ex-Nazi Paul Schäfer, and DINA on one side, and the Laboratorio de Guerra Bacteriologica del Ejercito (Bacteriological War Army Laboratory) on the other side. It is suspected that the toxin that killed Frei Montalva in a Santa Maria clinic in 1982 was created there. This new laboratory in Colonia Dignidad would have been, according to him, the continuation of the laboratory that the DINA had in Via Naranja de lo Curro, where he worked with chemist Eugenio Berríos. Townley would also have testified on biological experiments made upon the prisoners in Colonia Dignidad with the help of the two above-mentionned laboratories [5].
http://www.answers.com/topic/michael-townley

http://www.gwu.edu/~nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB8/nsaebb8.htm

Kissinger:
http://de.indymedia.org/2004/02/73973.shtml

Rebeca Schäfer:
(12. 01. 2007)
Hija de Paul Schaefer es dejada en libertad
http://noticias.123.cl/entel123/html/Tele13/Noticias/Chile/290954.html

Tribunal concede libertad provisional a hija adoptiva de Paul Schaefer
http://noticias.notiemail.com/noticia.asp?nt=10471239&cty=100



Appendix E

Mai 2011

MITGLIEDER DER COLONIA DIGNIDAD VERHAFTET

Sondergemeinschaften / Sekten

Im Zusammenhang der Aufarbeitung der Verbrechen, die in der deutschen Sekte „Colonia Dignidad“, später umbenannt in „Villa Baviera“, in Chile begangen wurden, sind am 23. Mai 2011 acht Mitglieder des ehemaligen Führungskreises der Gemeinschaft verhaftet worden. Bereits im Januar waren sie wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen verurteilt worden. Nach Medienberichten handelt es sich dabei um Karl van den Berg (76), Gerhard Mücke (77), Kurt Schnellenkamp (84), Friedhelm Zeitner (47), Matthias Gerlach (40), Renate Freitag (71), Gerd Seewald (89) und Gisela Gruhlke (80). Zwei weitere gesuchte Personen, darunter Rebeca Schäfer, die Adoptivtochter des Sektenchefs Paul Schäfer, stellten sich den Behörden. Die Verurteilten waren unter Auflagen auf freiem Fuß, bis der Oberste Gerichtshof die Urteile bestätigen oder revidieren würde. Die Entscheidung sollte demnächst fallen. Ein prominentes Führungsmitglied der Gemeinschaft hat sich durch Flucht der Verhaftung entzogen. Der Arzt Dr. Hartmut Hopp (66), der ebenfalls wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war, wird als die „rechte Hand“ des Sektengründers Paul Schäfer bezeichnet. Medien spekulieren, dass er der letzte noch Lebende sei, der wisse, wo sich die auf beträchtliche Höhe geschätzten Schwarzgelder der Colonia Dignidad aus Zeiten der Diktatur Pinochets befinden. Es wird vermutet, dass sich Hopp nach Deutschland abgesetzt hat. Seine Frau Dorothea Witthahn war bereits im April nach Deutschland geflogen, zusammen mit der ehemaligen Buchhalterin der Gemeinschaft, Erika Heimann. Auch sie sollen, wie weitere Sektenmitglieder, von der chilenischen Justiz gesucht werden, hieß es in Medienberichten. Die Schwiegertochter Hopps, Bärbel Schreiber, bestätigte gegenüber Journalisten, dass sich der Gesuchte in Deutschland aufhält. Bärbel Schreiber ist die Tochter des ebenfalls vor der Justiz nach Deutschland geflüchteten Albert Schreiber, der 2008 gestorben ist. Sie lebt in Krefeld, wie andere ehemalige Sektenmitglieder auch, die Chile nach der allmählichen Auflösung der Gemeinschaft verlassen hatten. Anziehungspunkt für sie ist die „Freie Volksmission Krefeld“ um Ewald Frank, der nach der Flucht des Sektenchefs Schäfer unter den Mitgliedern der Colonia Dignidad / Villa Baviera missioniert hatte. Medien spekulieren deshalb, dass sich auch Hopp im Umfeld der Freien Volksmission Krefeld aufhalten könnte.

Quelle: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen; Berlin; Publikationen

Strafanzeige gegen Sektenarzt Hopp, Bürger planen Protest; amerika21.de; 27. 08. 2011

Chile: Weitere Ermittlungen gegen Sektenarzt Hopp; amerika21.de; 28. 08. 2011

Berlin gibt Unkenntnis vor und finanziert die Sekte dennoch weiter; Telepolis; 16. 09. 2011

Deutschland finanziert Sektensiedlung in Chile; Harald Neuber; amerika21.de; 17. 09. 2011

Der BND und die für Folter und Kindesmissbrauch bekannte Colonia Dignidad; Gaby Weber; Telepolis; 22.09.2011

Kritik im Bundestag an Geldern für Sektensiedlung; Harald Neuber; amerika21.de; 27. 09. 2011